Rubjerg Knude – versandeter Leuchturm in Nordjütland
Update November 2019
Unsere Geschichte rund um den Leuchtturm Rubjerg Knude geht in die Verlängerung. Der Turm drohte ja zwischenzeitlich ins Meer zu fallen, wurde nun aber dieses Jahr 70 Meter weiter weg von der Kante seiner Sandüne verlagert. Was da genau alles passiert ist und warum wir live dabei waren, erfährst Du am Ende dieses Artikels. Das Sweatshirt zum Leuchtturm Rubjerg Knude findest Du übrigens in unserem Online Shop.
Sand in der Küche – Der versandete Leuchtturm Rubjerg Knude
Als meine Frau und ich das erste mal nach Nordjütland gereist sind, waren wir für etwa 4 Wochen dort im Norden Dänemarks. Das war 1993 und ich war gerade von einem anstrengenden Auslandsaufenthalt aus Japan zurück. Neben dem eigentlichen Ziel, dort viel Entspannung zu finden, wollten wir uns auch einige der Sehenswürdigkeiten dieser Region ansehe. Eine der sehr interessanten und auch imposanten Punkte ist der versandete Leuchtturm Rubjerg Knude. Seit 1993 sind wir fast jedes Jahr ein mal in Dänemark gewesen und haben dabei immer auch einen Ausflug zu dem Leuchtturm gemacht. Dabei war es sehr interessant, den Verlauf des Versandens zu beobachten.
Der Sand bahnt sich seinen Weg
1993 gaben die Behörden den Versuch auf, den Leuchtturm zu retten und ließen der Natur ihren Lauf. Der Sand nahm langsam Besitz von den Wirtschaftsgebäuden rund um den Leuchtturm. Als wir dort waren, konnte man noch an einem Kiosk Kaffee trinken und in einem der Häuser beobachten, wie der Sand langsam durch die Fenster drückte.
Das Bild zeigt Euch den Leuchtturm mit den Gebäuden. Die Sanddüne war damals schon fast so hoch wie der Leuchtturm selbst und ließ erahnen, was den Gebäuden bevorstehen wird. Wir sind damals schon oben auf der Sanddüne gewandert. Man hatte von dort einen tollen Blick auf das Meer und das Inland. Die gesamte Landschaft dort lädt einfach zum Wandern oder auch nur zum Spazieren gehen ein. Das Gelände ist meist flach und somit auch für ungeübt Wanderer gut zu bewältigen.
Wir haben damals den Parkplatz direkt an der Strasse zwischen Nörre Lyngby und Lönstrup genommen und sind von dort zum Leuchtturm gegangen. Hierzu biegt man in Sonder Rubjerg von der Landstrasse 55 ab auf den Lönstrupvej und biegt am Ende scharf ab auf den Rubjergvej. Nach etwa 2 km erreicht man dann den Parkplatz. Vom Parkplatz geht man etwa 1 km bis zum Leuchtturm Rubjerg Knude.
Renovierung 2015
Seit 1993 ist dort viel passiert. Als erstes verschwanden die Gebäude. Von ihnen sind heute nur noch ein paar kleine Mauern und lose Backsteine übrig geblieben. Der Leuchtturm hat sich aber bis heute standhaft gegen den Sand behaupten können. Er war zwar zwischenzeitlich mit den unteren 5 bis 10 Meter im Sand verschwunden, ist aber heute wieder begehbar. 2015 wurde der Leuchtturm komplett saniert. Im Innenraum wurde ein Treppe installiert und die gesamte obere Kuppel wurde abgenommen, renoviert und wieder auf den Leuchtturm gesetzt.
Somit könnt Ihr heute sicher über eine Treppe bis zur Kuppel steigen und habt von dort einen noch tolleren Blick über Meer und Landschaft als man das schon von der Düne aus hatte.
Im Oktober 2016 waren wir zum letzten Mal an unserem Leuchtturm. Unsere beiden Kinder haben sich dann auf die Spitze getraut und wir haben von den beiden ein Foto machen können. Der Leuchtturm ist natürlich seit dem Umbau ein noch größerer Touristenmagnet geworden, als er vorher schon war. Wenn Ihr Euch also Rubjerg Knude möglichst ohne viele Touristen ansehen möchtet, solltet Ihr Eure Reisezeit auf die Nebensaison legen und schlechtes Wetter abwarten. Dann könnt Ihr auch heute noch alleine auf der Sanddüne Euren Träumen nachhängen.
Der Weg zum Leuchtturm
1993 haben wir aus Unwissenheit den Weg vom offiziellen Parkplatz am Rubjerg Knude genommen. Seit einigen Jahren gehen wir aber meist einen anderen Weg dort hin. Wenn Ihr gerne wandert, solltet Ihr bis nach Lönstrup fahren. Dort biegt Ihr nach links ein, in den Weg, der Euch zur Marup Kirke führt. Das ist eine verfallene Kirche mit einem kleinen Friedhof direkt an der Steilküste Lönstrups. Dort könnt Ihr Euer Auto abstellen und Euch nach links in Richtung Rubjerg Knude auf den Weg machen. Der Weg führt Euch etwa 1,5 km durch Dünenlandschaft direkt an der Steilküste entlang bis zu den Ausläufern der großen Sanddüne. Die müsst Ihr dann erklimmen und schon seid Ihr am Leuchtturm.
Geht bei der Wanderung nicht zu dicht an die Steilküste, da es auch mal sein kann, dass die Kante abbricht. Da in dem Bereich der Dünen auch Schafe weiden, kommt ihr bei der Wanderung durch zwei Gatter. Achtet bitte darauf, dass diese Gatter nach Euch immer wieder geschlossen sind. Ausserdem solltet Ihr dort aus Rücksicht auf die Nutztiere Eure Hunde an der Leine führen.
Update März 2018
Der Leuchtturm steht heute (Stand März 2018) nur noch 8 Meter von der Kante der Sanddüne entfernt und droht bald ins Meer zu kippen. Die Kommune Rubjerg hat beschlossen, den Leuchtturm und einige Meter ins Inland zu versetzen und ihn damit zu retten. Leider hat die Kommune für diese Arbeiten nur einen bestimmten Betrag zur Verfügung und sucht derzeit nach einer Firma, die den Leuchtturm für dieses Geld versetzt.
Ein Mann ein Hut
Der Winter 2018 / 2019 war hart für unseren Leuchtturm und hat ihn noch weiter an die Abbruchkante heranrücken lassen. Allen war klar, so einen Winter wird Rubjerg Knude nicht noch mal verkraften. Der Moment wo der Turm ins Meer fallen würde rückte unweigerlich näher.
Die Bewohner Nordjütlands wollten das aber nicht so einfach hinnehmen und so entstand der Plan, den Turm auf seiner Sanddüne weiter ins Landesinnere zu verlagern. Dadurch wäre er wohl nicht gerettet, aber zumindest könnte er dann noch für weitere 20 – 40 Jahre dort stehen können.
Aber wie verlagert man so einen Turm? Stein für Stein abtragen und neu aufbauen wie die Marup Kirke ein paar hundert Meter weiter nördlich? Oder kann man so einen Turm im Ganzen von einem Ort zum anderen bewegen? Fragen über Fragen. Schließlich hat sich ein Mann bereit erklärt dieses Unterfangen zu übernehmen. Der Plan war, den Turm mittels Rollschuhen und auf Schienen auf seinen neuen Platz zu schieben. 700 Tonnen Stein und Stahl über eine labile Sanddüne schieben…
Der Maurermeister Kjeld Pedersen aus dem nahe gelegenen Lønstrup setzte sich wortwörtlich den Hut auf und wollte mit einer Mannschaft aus Bauingenieuren, Geologen und anderen Spezialisten den Turm um 60 bis 80 Meter weiter ins Landesinnere rücken. Ein gewagtes Vorhaben für das knapp 670.000 Euro zur Verfügung standen und das keine Versicherung abgesichert hat.
Wir sind vor Ort dabei
Es ist ein unglaublicher Zufall, das wir unseren 2019er Herbsturlaub genau in die Zeit gelegt haben, in der der Turm verschoben werden sollte. Am 12.10. sind wir in Grønhøj angekommen und haben unser Ferienhaus bezogen. Gleich den nächsten Tag sind wir erst mal zum Leuchtturm rauf um zu sehen, was dort schon alles vorbereitet war. Die Bauarbeiten waren im vollen Gang und die Stahlträger an denen die Rollschuhe befestigt werden sollten, wurden gerade geliefert.
In der Woche sind wir dann noch 2 mal zum Leuchtturm gegangen, um die Bauarbeiten zu bewundern. Das war wirklich spannend. Beim 2. Mal waren die Stahlträger am Turm befestigt und die Schienen auf denen der Turm rollen sollte wurden gerade montiert.
Zum Ende der Woche stand dann fest, das der ursprünglich geplante Termin in der 43. Woche gehalten werdne kann. Der genaue Termin wurde dann erst am Freitag bekanntgegeben. Die Umsetzung sollte am Dienstag den 22.10. stattfinden.
Der Turm rollt
Am 22.10.2019 sollte es um 9:00 Uhr am Leuchtturm losgehen. Wir sind dann mal um 5:30 aufgestanden (im Urlaub….) und waren mit etwas Umwegen um 7:00 Uh am Turm. Dunkel war es und die Straßen rund um den Turm waren zu Einbahnstraßen umfunktioiert. Daher mussten wir eine extra Runde drehen, bevor wir am Parkplatz ankamen.
Im Dunkeln sind wir dann den Weg zum Leuchtturm hoch und haben uns einen guten Platz am Absperrzaun gesucht. Kalt war es und windig. Gerade wenn man still steht kriecht die Kälte bis in die letzte Ecke der Knochen. Um Punkt 9:00 Uhr schob sich der Turm dann die ersten Millimeter von seiner Position weg. Eine Bewegung, die aus der Ferne nicht warnehmbar war. Die Bewegungen waren immer nur für ein paar Meter, da der Turm mittels Hydraulikzylindern auf seinen Schienen vorangeschoben wurde. Man musste schon genau hinsehen um die Bewegung zu erkennen.
Meine Tochter und ihr Freund haben so gegen 10:30 aufgegeben und sind erst mal mit dem Auto wieder zum Ferienhaus gefahren. Den beiden war einfach zu kalt. Nicht so schlimm, denn im dänischen Fernsehen konnte man das Geschehen auch live und im Warmen mit verfolgen.
Das Finish
Pünktlich um 12:30 haben dann alle Bauarbeiter am Turm erst mal den Hammer fallen lassen und sind runter zum Parkplatz gegangen um etwas zu essen. Dabei muss man sagen, dass unten auf dem Parkplatz diverse Pølserbuden standen und das ganze eher wie ein Volksfest wirkte als wie ein hochkomplizierter Bauabschnitt. Die Leute kamen und gingen zum Leuchtturm wie es ihnen gefiel. Den ganzen Tag war dort Trubel. Halt eher wie ein Volksfest.
Um diese Zeit, also 12:30, hatte der Turm auch schon über die Hälfte seiner Distanz überwunden und alle waren deutlich gelöster als noch die Tage zuvor oder an diesem Morgen. Es war eigentlich keine Frage mehr ob Rubjerg Knude seine neue Position erreichen, sondern nur noch wie lange es endgültig dauern würde.
Um 16 Uhr war dann alles vorbei und das neue Fundament für den Leuchtturm konnte gegossen werden. Wir haben uns den Rest ebenfalls im dänischen Fernsehen angesehen und abschließend eine Flasche Sekt geköpft. Prost.
Einen haben wir noch
Der Leuchtturm war natürlich nach dieser Aktion nicht sofort wieder für die normale Bevölkerung oder die Touristen begehbar. Erst mal musste das Fundament aushärten und der Turm hat einen neuen Anstrich bekommen. Aber es gab schon einen Termin für die offizielle Einweihungsfeier. Die sollte am 16.11. ab 15:45 auf dem Parkplatz von Rubjerg Knude starten.
Unsere Geschichte mit unserem Leuchtturm wäre ja eigentlich nicht vollständig, wenn wir nicht auch zu diesem Ereignis oben in Dänemark am Rubjerg Knude wären. Janet hat eigentlich schon kurz nach dem Ende unseres Urlaubs (eigentlich schon im Urlaub) geredet, dass wir da eigentlich hin müssen. Als liebender Ehemann habe ich natürlich letztendlich diesem Plan zugestimmt und ein Hotel für eine Nacht vom 16. auf den 17.11. gebucht.
Am 16.11. sind wir dann ohne Hunde und ohne Kinder losgefahren, wieder in Richtung Norden. Wie immer gab es Frühstück in Neumünster und dann ging es ohne weitere Pause bis nach Hjørring. Um 12:45 waren wir am Hotel, haben eingecheckt, uns umgezogen (nochmal frieren wollten wir nicht) und sind dann zum Leuchtturm gefahren. Um 14:00 Uhr waren wir am Parlplatz und konnten somit noch ein wenig Wärme im Auto tanken bevor es losging.
Der blaue Turm
Die Feierlichkeiten waren von 15:45 bis 17:30 angesetzt. Alles sollte also relativ straff gehen. Los ging es auf dem runden Parkplatz am Fuße der Sanddüne. 2 relativ kurze Reden seitens des dänischen Kultusministers und des Naturführers der Region Rubjerg waren der Auftakt. Mit dem dänischen 3 mal kurz und einmal lang “Huuuuurrrrrraaaa” endeten die Reden und es ging hinauf zum Turm. Das hat natürlich etwas gedauert, bis die Menge an Menschen es geschafft hat zu Rubjerg Knude hinauf zu kommen.
Schon vom Weg aus konnte man gut sehen, das der Turm in ein türkises Farbenspiel getaucht war. Oben angekommen war es dann auch schon fast dunkel und der Nieselregen ist in richtigen dänischen Küstenregen übergegangen. Meine Filmausrüstung, mit der ich die ganze Feierlichkeit bei Facebook live mitstreamen wollte wurde immer nasser. Gott sei dank hatte Janet einen Regenschirm mitgenommen und so konnte ich die Ausrüstung darunter vor der Nässe etwas schützen.
Das Programm war vielfältig. Zunächst wurde ein Liedtext an den Turm projeziert und die ganze Düne sang und schunkelte auf dänisch dieses Lied. Alle Gäste waren in einer super Stimmung und man merkte richtig, dass die Jütländer ihren Rubjerg Knude wirklich lieben. Nach demLied wurde eine Diashow der Geschichte des Turmes an die Turmwand projeziert. Auch das war sehr ergreifend, denn wir konnten die Bilder erkennen, die ungefähr in der Zeit entstanden sind, als wir das erste mal am Leuchtturm waren.
Vor der offiziellen Wiedereröffnung, also dem Durchschneiden des roten Bandes gab es noch eine Show des spektakulären Duos Eventi Vertikali die eine Seilshow an der vertikalen Wand des Turmes aufführten. Zum Abschluß hielt Kjeld Pedersen noch seine Rede und das rote Band wurde zerschnitten. Danach sind natürlich schon viele Menschen auf die Spitze des Turmes geströmt. Wir haben bewust darauf verzichtet und sind am nächsten Morgen nochmal da gewesen und hoch auf die Spitze des Turmes gestiegen.
Bei all der Feierei hat Janet es dann tatsächlich auch noch geschafft ein Selfie mit Kjeld Pedersen zu machen.
Soweit zu unserem Lieblingsleuchtturm. Wenn Euch der Artikel gefällt, hinterlasst doch einfach einen Kommentar.
Auf der folgenden Seite gibt es weitere tolle Informationen zu dem Leuchtturm.
http://rubjergknude.dk/tysk/vorderseite/ueberblick/
Wenn Ihr lieber Bücher lest, dann findet Ihr hier noch ein paar Links zu dem Thema:
Weitere Infos zu dem Urlaubsland Dänemark und seinen Sehenswürdigkeiten findest Du unter dem Link-Button zur Kategorie Dänemark
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