Ostfriesland – ein Tag am Deich
Ende September 2020 musste ich kurz mal für einen Tag nach Ostfriesland. Eigentlich musste ich da nur was abliefern und hatte den Rest des Tages Zeit mir die Gegend dort mal anzusehen. Natürlich war mir klar, dass ein Tag in Ostfriesland längst nicht ausreicht um alles von der Gegend dort oben zu sehen, aber mal so einen kleinen Eindruck gewinnen wäre ja nicht schlecht. So weit ist der Norden ja nicht weg und somit wäre ein weiterer Ausflug dort hin kein Problem. Also ging es erst mal los Richtung Bremen, Bad Zwischenahn und Leer, unter der Ems unter durch und schon war ich da wo ich hin musste, nämlich in Jemgum.
Wenn Du Dir das alles lieber als Video anschauen möchtest, dann gibt findest Du unten unser kleines Reisevideo auf Youtube:
Jemgum am Emstunnel
Erstes Ziel der Reise war die kleine Stadt Jemgum an der Westseite der Ems. Hierzu ging es unter dem Emstunnel unter durch und dann war ich auch schon da, wo ich hin wollte. Kurz mein Paket abgegeben und schon konnte ich mit den Hunden die ersten Eindrücke der Landschaft hinterm Deich erfahren.
Erstes Ziel waren die beiden Teiche in der Nähe von Jemgumg. Der Soltborger Kolk und der Badesee Holtgaste. Der Solberger Kolk ist ein Paradies für Vogelfreunde (wie eigentlich ganz Ostfriesland, wie ich später feststellte) und hat am Parkplatz auch gleich eine Vogelbeobachtungsstation. Also eine Überdachte Terasse, von wo aus man den Kolk ziemlich gut überblicken kann. Zu dem Badesee haben wir einen kleinen Spazierang gemacht, waren aber nicht sonderlich beeindruckt.
Gegenüber des Parkplatzes am Kolk, konnten wir direkt durch den Deich gehen, das Großsoltborger Sieltief mündet hier in der Ems und durch ein Schott im Deich sind wir auf die vorgelagerten Wiesen gegangen.
Hier hat man einen schönen Blick über die Wiesen und die Emsmündung und kann dem Schiffsverkejr auf der Ems ein wenig zusehen. Auch das Sperrwerk am Siel ist ganz interessant.
Das Parken an dem Punkt hat sich auf jeden Fall gelohnt und die Hunde waren auch glücklich, sich nach der Fahrt hier mal ein bisschen bewegen zu können.
Wir sind dann noch durch Jemgum gefahren und dass können wir wirklich empfehlen. Leider war die Zeit ein wenig knapp, ansonsten hätte ich dort auch noch angehalten, um mir die Windmühle anzusehen und durch die kleinen engen Gassen mit den alten roten Backsteinhäusern zu laufen. Jemgum gibt Dir auf jeden Fall schon mal einen schönen Eindruck von Ostfriesland.
Richtung Ditzum an der Emsmündung
Unsere Fahrt ging dann weiter Richtung Ditzum an der Emsmündung. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch viele kleine Ortschaften direkt hinter dem Deich, alle mit den gleichen kleinen Gassen und hübschen alten Backsteinhäusern. Fast alle Namen der Ortschaften enden hier übrigen auf “um” oder “zum” (z. B. Midlum, Critzum, Hatzum) was richtig niedlich wirkt. Gerade Critzum ist richtig urig, da das Dorf fast kreisförmig um die Kirche in der Mitte herum aufgebaut ist.
Ditzum selbst ist dann schon fast wieder richtig Touristisch. Hier gibt es eine Mühle und auch ein Hafengebiet von dem aus eine Fähre über die Ems bis nach Petkum südlich von Emden fährt. Die Strßen in der Innenstadt sind ziemlich schmal und es empfiehlt sich, das Auto auf dem großen Parkplatz südlich der Stadt abzustellen und dann zu Fuß oder mit mit dem Fahrrad nach Ditzum reinzufahren. Vor dem Ortsschild wirst Du darauf hingewiesen, dass in der gesamten Innenstadt absolutes Halteverbot ist, was aber nicht ganz stimmt. In der Stadt gibt es Haltebuchten in denen Du mit Parkscheibe für 2 Stunden stehen kannst. Ausserhalb dieser Parkbuchten ist aber überall absolutes Halteverbot.
Ich habe eine dieser Parkbuchten genutzt um kurz auszusteigen und die schöne Windmühle, die mitten in der Stadt steht, zu fotografieren. Sie liegt hinten im Hof des Müllerhus und ist, wie alle Häuser, aus rotem Backstein errichtet. Sieht sehr schön aus und auch das Drumherum ist sehr liebevoll angelegt und in sehr gepflegtem Zustand.
Von der Ditzumer Mühle aus sind wir dann noch kurz in den Hafenbereich gefahren. Eigentlich wollte ich mir dort ein Fischbrötchen holen und nach frischem Fisch schauen, den ich dann mit nach Hause genommen hätte. Dazu hatte ich ja auch einen offiziellen Auftrag von zu Hause aus. Leider waren aber alle Parkplätze im Hafenbereich belegt. Der Bereich ist tatsächlich nicht sehr groß und außer auf den ausgeschilderten Parkplätzen herrscht leider überall sonst absolutes Halteverbot. Also bin ich wieder umgekehrt und wir haben unseren Besuch in Ditzum damit beendet.
Am tiefsten Punkt Niedersachsens
Nächster Punkt unseres Tagesausfluges war der tiefste Punkt Niedersachsens in Oldendorper Hammrich am Ditzum-Bunder Sieltief. Von der Hauptstraße aus fährst Du links ab in Richtung Wynhamster Kolk. Es geht über eine Brücke weiter links rum und dann kommst Du auf einen kleinen Platz, an dem Du das Auto abstellen kannst. Weiter zu Fuß geht es dann ein paar Meter bis zur Mühle am Kolk, Die Mühle ist die einzige noch erhalten gebliebene Wind-Wasserschöpfmühle im Landkreis Leer. Die Mühle ist wieder funktionsfähig und entwässert ein umliegendes Gebiet von etwa 160 ha.
Das Gebiet dort ist sehr idyllisch gelegen und es gibt sogar einen Kanuverleih, der im Sommer Boote für die Fahrt auf dem Ditzum-Bunder Sieltief verleiht. Als wir dort waren, war der Verleih geschlossen, aber mit den beiden Hunden wäre das mit dem Paddeln eh nichts geworden.
Wenn Du noch ein paar mehr Infos zum Wynhamster Kolk und der Müle haben möchtest, dann habe ich hier noch einen sehr informativen Link für Dich:
https://www.ostfriesland.travel/sehenswuerdigkeiten/sehenswuerdigkeit/muehle-wynhamster-kolk-bunde
Die beiden Hunde habe hier ihr Mittagessen bekommen und ich bin noch mal alleine losgezogen und habe ein paar Fotos von der Landschaft und der Mühle gemacht:
Durch Ostfriesland Richtung Emden
Vom tiefsten Punkt Niedersachsens ging die Fahrt mit einem Schlenker durch das richtig flache Ostfriesland westlich der Ems, wieder zurück durch den Emstunnel bis nach Emden. Ziel war hier die große Schleuse am Emdener Hafen. Bevor wir dort angekommen sind, haben wir aber noch einen unglaublich schönen Eindruck der Landschaft erhalten. Wir sind von Ditzumverlaat aus mehr oder weniger querfeldein an Äckern und Sielen vorbei und drüber hinweg in Richtung Jemgum gefahren. Eine fantastische Ebene, bei der man wieder sehen kann wer in 3 Tagen zu Besuch kommt :-). Unglaublich.
Leider war die Fernsicht den Tag nicht so gut und so habe ich auf Fotos von dieser Region verzichtet. Ich finde es aber immer wieder erstaunlich wie flach das Land dort oben an der Küste ist. Es hat mich ein wenig an die Landschaft in der Region Groningen in den Niederlanden erinnert.
An der großen Schleuse in Emden kann man sich eigentlich den ganzen Tag aufhalten. ständig fahren große oder kleine Schiffe in den Sportboothafen oder durch die Schleuse in den Binnenhafen. Für Menschen, die gerne Schiffe gucken ist das ein echtes Paradies. An der Schleuse führt dann auch die Ostmole weit rein in die Ems und von dort aus hat man eine noch bessere Sicht auf den Schiffsverkehr. Allein in der kurzen Zeit die ich da zugebracht habe sind 4 Schiffe in die EInfahrt gekommen oder rausgefahren. Den letzten dicken Frachter habe ich dann nicht mehr abgewartet, denn wir hatten ja noch 2 weitere Orte auf dem Programm und frischen Fisch musste ich auch noch irgendwo einkaufen.
Naturstrand Knock
Von der großen Schleuse aus ging es weiter in Richtung Norden, vorbei an der Schweinebucht (also die in Ostfriesland) weiter über die Brücke am Knockster Tief bis zum Restaurant Strandlust. Wenn wir schon mal an der See sind, dann sollen die beiden Fellnasen ja auch etwas davon haben und mal durchs Wasser laufen können.
Der Naturstrand Knock liegt etwa 15 Minuten zu Fuß von dem Restaurant Strandlust entfernt Richtung Norden. Wir haben direkt auf dem öffentlichen Parkplatz am Restaurant gehalten und sind über die Promenade am Deich lang bis zum Strand gegangen. Hier hat man einen fantastischen Blick auf die Ems und das gegenüberliegende Ufer. Leider befindet sich genau in dem Gebiet am Restaurant auch eine Raffinerie, die man aber vom Deich aus kaum wahr nimmt. Mich hat sie nicht gestört. Schließlich waren wir am Strand und die Hunde konnten endlich mal ein bisschen laufen.
Das Thema Hunde und Nordseestrand in Deutschland ist ja nicht so meins. Wie an so gut wie allen Stränden an der deutschen Nordsee herrscht auch hier am Strand eigentlich Leinenpflicht. Kann ich ja verstehen, wenn hier viel los ist und die Leute nah beieinander sind. Als ich da war, waren wir die einzigen auf dem Strandabschnitt und so habe ich einfach die beiden abgeleint, damit sie auch mal ins Wasser laufen können. Wir hatten gerade Niedrigwasser und das hätte mit den Leinen sonst nicht geklappt. Wenn Du dort oben irgendwo einen Strand kennst, wo die Hunde auch ohne Leine laufen dürfen, dann schreib es doch mal unten in die Kommentare.
Die beiden haben sich auf jeden Fall sehr gefreut mal ein paar Runden durch das Watt rasen zu können und waren danach ziemlich fertig.
Von der Promenade und auch vom Strand aus bieten sich einige schöne Möglichkeiten zu fotografieren. Speziell zum Sonnenuntergang muss es da wirklich schön sein.
Quer durch Ostfriesland Richtung Greetsiel
Wo kauft man denn bloß frischen Fisch in Ostfriesland. Ich hatte so gedacht, eigentlich ja wahrscheinlich in jedem Ort an der Küste. Wenn ich aber im Internet nach Fischgeschäften in Ostfriesland suche, dann ist das Ergebnis doch eher überschaubar. Die nächsten beiden Fischgeschäfte in meiner Gegend sollten in Krumhörn sein. Ich war schon recht spät dran und so habe ich mich etwas beeilen müssen mit den beiden Hunden vom Strand zurück Richtung Auto zu gehen.
In Krumhörn waren wir recht schnell, aber die Fischgeschäfte habe ich dort nicht ausfindig machen können. Der eine Fischhändler hatte irgendwo in Krumhörn ein Schild, auf dem stand, dass er als Marktbeschicker und fürs Catering Fisch anbietet. Das hat mir dann aber auch nicht weitergeholfen. Also musste ich dann noch etwas weiter suchen. Der nächste Fischhändler, so sagte es jedenfalls Google, wäre dann in Greetsiel. Also fix wieder auf die Straße und Richtung Greetsiel, es war ja auch schon 20 vor 6.
Am Rande von Greetsiel ist der Fischgroßhändler de Beer (Werbung unbezahlt). Neben den großen Lagerhallen gibt es dort auch ein kleines Fischrestaurant mit einer Fischtheke, an der ich dann Fisch für zu Hause eingekauft habe und mir auch ein schönes leckeres Fischbrötchen mit Kabeljau habe einpacken lassen. Das ganze zum Mitnehmen war das alles nicht so teuer wie ich angenommen hatte. Also hier kann man auf jeden Fall mal wieder einkaufen.
Da ich aber nun sowieso schon in Greetsiel war, wollte ich mir zumindest doch noch den Pilsumer Leuchtturm ansehen, er ist ja hier gleich um die Ecke. Er stand sowieso auf meinem Programm, ich war mir aber nicht sicher ob das zeitlich noch klappt.
Pilsumer Leuchtturm
Der Pilsumer Leuchtturm ist wohl der am meisten fotografierte Leuchtturm in Ostfriesland. Er sticht heraus, wegen seiner auffallenden Farben, gestreift in Rot und Gelb. Das Motiv ist bestimmt schon so oft auf Bildern zu finden, dass es sich doch eigentlich gar nicht mehr lohnt den aufzunehmen. Aber was solles ich war ja nun mal dort und dann gibt es auch ein Foto. Vielleicht finde ich ja eine Perspektive, die es noch nicht auf Foto gibt.
Wie so häufig durften meine beiden Fellnasen natürlich wieder nicht mit auf den Deich und blieben zurück im Kofferraum des Autos. Irgendwie finde ich das Thema nervig aber was soll es.
Oben auf dem Deich hat man eine schöne Rundumsicht auf die Nordsee und das Hinterland. Alleine dafür lohnt sich der Weg hier raus. Trotz der Nebensaison und der doch schon relativ späten Uhrzeit (18:30) war auf dem Parkplatz noch recht viel los. Während alle sich mit der Kamera auf den Leuchtturm stürzten drehte ich mich mal um und schaute einfach auf das Meer. Wolken, Wasser und die im Vordergrund wachsende Vegetation waren für mein Auge viel interessanter, als der kleine Leuchtturm:
Zurück am Auto habe ich mir dann mein wohlverdientes Fischbrötchen schmecken lassen und ich muss sagen, es hat wirklich gut geschmeckt. Es war jetzt etwa 19:30 und so langsam wurde es dämmrig. Zeit sich langsam auf den Heimweg zu begeben, schließlich lagen noch etwa 2,5 Stunden Autofahrt vor mir
Ach so, der Parkplatz am Pilsumer Leuchtturm ist natürlich auch noch kostenpflichtig, dafür waren aber die Toiletten am Parkplatz abgeschlossen, entsprechend roch es rund um die WCs entsprechend.
Fazit zu einem Tag Ostfriesland
Der Tag ging schnell rum und wir haben wirklich viel gesehen. Aber natürlich ist ein Tag Ostfriesland viel zu wenig um alles zu sehen. Die Gegend besticht durch bezaubernde kleine Dörfer mit roten Backsteinbauten, flachem Land das vielerorts mit Wasserläufen durchzogen ist, Häfen klein und groß, dem Deich und einigen wenigen Strandabschnitten. Besonders sind mir die alten Kirchen in den Dörfern aufgefallen, die, so wie auch in Dänemark, den Friedhof immer direkt bei sich haben. Alleine dafür könnte man tagelange Fotoausflüge einplanen.
Ostfriesland ist eine sehr schöne und interessante Region, in der es viel zu sehen gibt. Klingt wie aus nem billigen Reiseführer, aber es ist so. Sicherlich fehlen hier spektakuläre Landschaften, aber man muss halt das Schöne in dem herben, friesischen Charakter der Landschaft finden. Für Windmühlenfans ist ein Besuch in dieser Gegend auf jeden Fall ein Muss.
Das einzige, was mich hier nervt, ist, dass ich mit den Hunden nur an ganz wenigen Stellen ans Wasser komme. Immer bin ich darauf angewiesen einen Hundestrand zu finden. Und manchmal darf ich dann am Hundestrand meine beiden Fellnasen dann trotzdem nicht von der Leine lassen. Komisch, dass das in anderen Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden recht problemlos möglich ist.
Wie dem auch sei, ich werde sicherlich noch einmal nach Ostfriesland kommen, denn ich habe an diesem einen Tag nicht mal 10 Prozent der Region kennengelernt.
Fotografisch bietet die Landschaft einiges. Speziell für Fotografen die minimalistische Kompositionen lieben werden hier viel Freude haben. Auch die Städte bieten die Kulisse für einige schöne Bilder. Ich freue mich schon auf einen 2. Teil in Ostfriesland.
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