Landschaftsfotografie – Motive finden vor der Haustür
Mit der Landschaftsfotografie verbinden die meisten ja Fotos von den schönsten Landschaften dieser Welt, also aus Island, Norwegen, oder wo es sonst so großartige Landschaften gibt. Viele Fotografen betreiben den Aufwand zu Fuß oder auch mit dem Boot in die Landschaft zu reisen und somit Outdoor und Fotografie zu verbinden. Wir wohnen hier in der Norddeutschen Tiefebene und ja, auch hier gibt es natürlich schöne Gegenden aber mit Landschaftsfotografie verbinden das hier natürlich die wenigsten. Wenn nun aber das Reisen nicht möglich ist, und für Outdoor das Wetter zu schlecht oder die Motivation zu gering ist und Du trotzdem mit der Kamera raus willst, wo sind denn dann die Motive für schöne Fotos zu finden?
Landschaftsfotografie vor der eigenen Haustür
Wir starten einfach indem wir die Haustür aufmachen, den Fotoapparat nehmen und rausgehen. Es ist von Vorteil, wenn die nächste Natur, also Wald, Feld und Flur nicht all zu weit weg ist, falls doch, dann musst Du dich vielleicht auf das Fahrrad setzen und damit losfahren. Ich habe zu dem Thema übrigens auch 3 YouTube Videos veröffentlicht, auf denen Du das ganze dann auch in der Praxis mal sehen kannst. Den ersten Teil der Reihe verlinke ich hier mal.
Was suchen Wir
Was suchen wir also wenn wir draußen unterwegs sind. Wir suchen nach Strukturen, einzelnen freien Motiven und nach Linien in der Natur, die das Auge im Bild führen. Das ist eigentlich alles und darauf gehe ich jetzt mal im Detail ein.
Strukturen der Landschaftsfotografie
Das beste Beispiel für eine Struktur in der Landschaft ist zum Beispiel ein abgemähtes Feld, auf dem die Heurollen noch herumliegen. Diese bilden auf dem Feld ein Muster, also eine Struktur, die auf Bildern immer wieder das Auge anzieht. Die Heuballen liegen weit im Raum platziert und somit bekommen sie auch auf dem Bild unterschiedliche Größen, was dem menschlichen Auge ein dreidimensionale Tiefe vorgaukelt. Also ideal. Auch Pflanzen, die erkennbar symmetrisch angeordnet sind oder Berge und Hügel in der Landschaft sind Strukturen die das Auge anziehen. Auch Meer und Wolkenformationen können interessant sein und das Auge anziehen.
Und was sind dann keine Strukturen? Landschaften die dem Auge keine Ordnung zeigen. Also zum Beispiel eine Wald ist nicht unbedingt eine Struktur. Bäume die nebeneinander stehen sehen für das menschliche Auge in der Natur schön aus, da sie dreidimensional in unserem Gehirn abgebildet werden. Auf dem Foto dagegen sieht das ganze nur chaotisch aus, da durch die fehlende Tiefe alle Bäume für unser Gehirn auf der gleichen Ebene stehen.
Freistehende Motive
Unser Auge liebt Ordnung. Also die meisten Augen/Hirn Kombinationen zumindest, aber es gibt natürlich Ausnahmen :-). Einzelne Objekte die irgendwo auf einer freien Fläche liegen bilden dabei dasHöchstmaß an Ordnung. Auch mehrere Obejkte, die in einer gewissen Struktur angeordnet sind bilden eine solche Ordnung und gelten als frei stehende Objekte. Solche Motive beruhigen das Auge, sie sorgen dafür, dass der Betrachter sich mit den einzelnen Objekten mehr auseinandersetzt. Sie ziehen die Blicke an.
Führende Linie
Fahren wir Auto, dann folgen unsere Augen einer Linie, lesen wir, folgen unsere Augen der Zeile (eine gedachte Linie). Wir sind darauf getrimmt, in unserer Wahrnehmung Linien zu folgen. Treppenhaus, Geländer, Flüsse und Wege bilden gerade und geschwungene Linien die unser Auge zur Orientierung benötigt. Fehlen diese Linien, dann herrscht Verwirrung, wir wissen nicht wohin wir unser Auge lenken sollen. Alles wird schwierig. Darum such in Deinem Motiv nach einer Linie die das Auge führt. Das gelingt natürlich nicht immer, aber versuche Linien in deinem Motiv zu integrieren, auch wenn sie nicht führt sondern vielleicht nur abgrenzt. Ein Horizont grenzt das Meer vom Himmel.
Wenn Du in Deinem Bild alle drei Gestaltungsmerkmale unterbringst, dann fehlt nicht mehr viel zu einem super Landschaftsfoto.
Anordnen der Motive
So nun hast Du also ein schönes freistehendes Motiv gefunden, dass auch noch eine interessante Struktur aufweist und zu dem auch noch eine Linie hinführt. Trotzdem kann es sein, dass das Foto in die Hose geht, denn unser Auge achtet zusätzlich auch noch auf angenehme Symmetrien in der Natur. Viele Dinge in der Natur sind nach mathematischen Formeln aufgeteilt. Keine Sorge, Du musst jetzt kein Mathematiker sein um ansprechend Bilder aufzunehmen, aber es gibt so 2 Regeln beim Anordnen, die Du beherzigen solltest. Das sind die drittel Regel und der goldene Schnitt.
Die Drittel-Regel
Für diese Anordnung unterteilen wir das Bild in 3×3 Kästchen breit und hoch. Damit erhältst Du 4 Linienschnittpunkte und diese Schnittpunkte sind optimale Platzierungen für Deine Motive. Also nicht einfach das Motiv in die Mitte und abdrücken, sondern außerhalb der Mitte anhand der Schnittpunkte platzieren. Hier zwei Bilder die dies veranschaulichen:
bei dem ersten Bild steht die Bank, das Hauptelement des Bildes unten rechts auf dem Schnittpunkt zweier Linien. Bei dem Hundeportrait liegt das Hauptaugenmerk auf dem Gesicht des Hundes. Auch dies liegt auf einem der Schnittpunkte.
Die meisten Digitalkameras erlauben es heute schon ein 3×3 Raster im Bild des Suchers einzublenden. Das solltest Du einstellen, damit Du immer automatisch an diese Regel denkst.
Der goldene Schnitt
Hierfür brauchst Du kein Messer, sondern eine bestimmte mathematisch Anordnung der Objekte im Bild, die das Auge des Menschen als sehr harmonisch empfindet. Hierbei werden Abstände im Bild mit dem Faktor von etwa 1,6 zueinander unterteil. Genau genommen soll das Verhälnis von Abstand a zu b so groß sein wie Abstand a+b zu a. Also die Formel dazu ist a/b = (a+b)/a. Zu kompliziert? Genau, denn das entspricht in etwa dem Faktor 1,6 von a zu b. Das Ganze hängt dann auch noch mit der Fibonacci Folge zusammen aber das wird jetzt dann doch viel zu mathematisch.
Außerdem ist das ganze ja auch nur näherungsweise gemeint. Wenn Du 2 Flächen im Bild hast, die voneinander gtrennt sind, dann versuch die eine Fläche möglichst etwa 1,5 mal so groß darzustellen wie die andere. Also, Sonnenuntergang am Meer: 1 Teil Land und 1,5 Teile Himmel. Oder eben andersrum, das Land 1,5 mal so breit wie den Himmel machen. Oder noch einfacher, den Horizont nie in die Mitte setzen.
Als Spezialfall gibt es dann noch die Goldene Spirale, die aussieht wie eine Nautilusmuschel. Bei dieser Anordnung wird das Hauptmotiv an der engsten Stelle, da wo die Spirale zusammenläuft platziert:
Keine Regel ohne Ausnahme
Ganz klar, diese Regeln zur Landschaftsfotografie sind natürlich nicht in Stein gemeißelt. In den meisten Fällen führt es zu einem harmonischerem Bild, wenn Du Dich an die Unterteilungsregeln hältst. Aber wer will es schon immer nur harmonisch haben… Auch ich setze das Hauptmotiv sehr oft einfach ganz oder fast in die Mitte um eine bestimmte Bildwirkung zu erzeugen.
Wo sollen wir suchen?
Ich fahren meistens mit dem Fahrrad los, wenn ich auf die Suche nach schönen Motiven für die Landschaftsfotografie vor meiner Haustür suche. Gleich um die Ecke bei mir geht die Feldmarkt los mit vielen Feldern und Wäldern. Das offene Gelände bietet viele Möglichkeiten verschiedene Motive wie Bäume, Sträucher und Pflanzen zu kombinieren.
Sehr interessant ist auch ein Ausflug ins Moor. Hier findest Du viele Birken, die immer sehr fotogen sind, verrottetes Holz und weite Torfflächen sind bei mir ein paar Kilometer weiter. Ein Fluss fließt hier durch unseren Ort und da finden sich immer und überall führende Linien. Auch das Steinhuder Meer, nur ein paar Autominuten von meinem Wohnort entfernt hat echt schöne Naturschutzgebiete die zur Landschaftsfotografie einladen. Du siehst, es gibt überall Möglichkeiten.
Meine Suche beginnt meistens bei Google Maps im Internet und mit der einen oder anderen topografischen Karte mit kleinem Maßstab, auf der ich dann schon relativ viel erkennen kann. Wenn Du eine topografische Karte einer Region suchst, dann empfehle ich Dir die Map on Demand Karten zum selber drucken vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie. Dort kannst Du Karten bis zum Maßstab 1:5000 erhalten und das Ganze ist zudem auch noch kostenfrei.
Das Schöne ist ja, dass wir 2 Hunde haben und diese beiden Vierbeiner müssen halt jeden Tag in die Natur hinaus. Eine super Möglichkeit in Gegenden rund um mein Zuhause zu fahren und schon mal vorab zu schauen was es dort vielleicht zu fotografieren gibt. Die beiden Fellnasen freuen sich über einen ausgedehnten Spaziergang und wir können in der Natur nach Motiven suchen. Eine totale Win-Win-Situation.
Weiterführende Artikel zur Landschaftsfotografie
Wenn Du Dich für weitere Infos rund um die Fotografie und der Landschaftsfotografie im speziellen interessierst, dann habe ich hier ein paar Links zu weiteren Beiträgen auf diesem Blog:
Landschaftsfotografie beim Wander,
Nachbearbeitung Deiner Landschaftsbilder
Wir bieten ja keine Fotokurse an, wenn Du aber an einem Kurs interessiert bist und Dich nicht scheust dafür auch ein bisschen Geld in die Hand zu nehmen, dann möchten wir Dir hier den folgenden Kurs zur Landschaftsfotografie sehr ans Herz legen. Er behandelt alle Themen die wir hier aufgeschrieben haben und noch viel, viel mehr. Wenn Du den Kurs über unsere Plattform buchst, dann bekommen wir eine kleine Vermittlungsprovision und Du hältst unsren Blog damit am Leben.
https://www.digistore24.com/redir/324551/BreiersBlog/
Unsere Kameraausrüstung zur Landschaftsfotografie
Hier findest Du eine kleine List an Ausrüstungsgegenständen, die wir für unsere Reise- und für die Landschaftsfotografie verwenden.
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