Urlaub oder Auswandern – Eine Entscheidungshilfe
Vielleicht ist Dir das ja auch schon passiert. Du hast 3 oder 4 Wochen Urlaub, bist in Kanada, USA, Australien oder Neuseeland und völlig geflasht von der fantastischen Natur und dem grandiosen Wetter. Die Abende sind lau, Du bist entspannt, die Einheimischen allesamt total freundlich. Eigentlich sollte man in dem Land nicht nur Urlaub machen sondern leben. Kommt Dir das bekannt vor?
Wir hatten solch einen Gedanken im Jahr 2001. In dem Jahr waren wir im September das erste mal im Urlaub in Norwegen. Auch wenn das Wetter den Urlaub über durchwachsen war, unser Sohn die ersten Tage krank war und auch noch die Twin-Towers in New York attackiert wurden und tausende Menschen starben. Für uns war der Urlaub die Initialzündung um über das Auswandern ins Urlaubsland nachzudenken.
Norwegen ist einfach ein fantastisches Land mit unglaublichen Landschaften und netten Menschen. Wir sind sowieso schon immer besser mit den Menschen im Norden zurechtgekommen. Bei vielen gelten die Skandinavier ja als unterkühlt, aber wir als Norddeutsche empfinden diese zurückhaltende Art eher als angenehm. Jeden, den wir freundlich angesprochen haben, hat immer freundlich geantwortet. Überall wurde uns geholfen, falls es nötig war. Für uns war Norwegen das Traumland. In den Jahren 2001 bis 2005 waren wir 5 mal in Norwegen im Urlaub. Ich war beruflich vorher auch schon mehrmals dort oben und auf unserem Roadtrip im Januar 2019 ans Nordkap hat uns das Nordlandfieber wieder erwischt. Darum schreibe ich jetzt auch hier diesen Text.
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In diesem Blogartikel gibt es 2 gesponsorte Links. Das heißt, ich bekomme für das Verlinken zu einer anderen Seite ein bisschen Geld. Dafür findest Du in dem Text 2 Weiterleitungen zu einer Suchmaschine für Umzugsunternehmen. Diese Links passen ganz gut zum Thema, da ja der Text vom Umziehen ins Ausland handelt. Den Text selbst hätte ich tatsächlich trotzdem genauso geschrieben, auch wenn ich dafür kein Geld bekommen hätte, das heißt auch, dass ich hier meine eigene unbeeinflusste Meinung zu dem Thema wiedergebe.
Nordkap im Winter: Unser Roadtrip bis in den hohen Norden Skandinaviens zeigt Dir, warum wir über ein Auswandern in dieses Land nachgedacht haben
Warum sind wir nicht ausgewandert?
Tja, warum eigentlich nicht. Ich werde hier in diesem Artikel aufzählen, was unsere Meinung zu dem Thema beeinflusst hat. Vielleicht ist das ja auch für Dich eine Entscheidungshilfe, wenn Du gerade vor der Wahl stehst, auswandern oder lieber nicht. Wir haben viele Dinge hin und her überlegt, haben pro und kontra gegeneinander aufgewogen und letztendlich unsere Entscheidung getroffen. Hier also unsere Liste, was Du tun solltest bevor Du entscheidest ob Du auswanderst oder nicht.
Sprich mit Auswanderern in Deinem Urlaubsland
Ein ganz wichtiger Punkt für uns war, die Erfahrungen von anderen Menschen zu hören, die in das Land ausgewandert sind. Für mich war das recht einfach, da ich beruflich des öfteren in Norwegen zu tun hatte und dort auch mit Deutschen zusammengearbeitet habe, die nach Norwegen ausgewandert sind.
Ein ehemaliger Kollege in Florö ist mit einer Norwegerin verheiratet. Er war von dem Land so halbwegs begeistert. Hohe Steuern, hohe Lebenshaltungskosten und ganz schlimm: Das Bier ist extrem teuer. Die Option nach Deutschland zurückzukehren würde er gerne offen halten, allerdings war seine Frau davon nicht begeistert.
Einen anderen Kollegen habe ich in Kristiansand getroffen. Er war relativ frisch nach Norwegen ausgewandert und wir haben ihn und seine Familie (Frau und 2 kleine Kinder) während unseres Urlaubs an der Südküste Norwegens im Jahr 2001 besucht. Beide waren schwer begeistert von dem Land und für beide war es überhaupt keine Option nochmal eine Umzugsfirma zu beauftragen um wieder nach Deutschland zurück zu kommen. Die Schule für die Kinder läuft viel besser als in Deutschland, Norwegen unterstützt junge Familien viel mehr und sozialen Anschluß haben beide auch sofort in der Stadt gefunden. Seine Frau war wieder schwanger. Die Entscheidung für ein drittes Kind war einfach, der norwegische Staat unterstützt finanziell und sozial deutlich besser als der deutsche.
Eine letzte Bekanntschaft haben wir auf unserem letzten Roadtrip zum Nordkap geschlossen. Eine Mitarbeiterin des Tourist-Office war mit Mann und Kind aus Deutschland hier hergezogen. Auch bei Ihr stand die Option wieder nach Deutschland zu gehen im Raum. Sie wohnt in Alta, kurz unterm Nordkap und für Sie ist gerade die lange Dunkelheit im Winter ein Problem. Das Leben sonst findet Sie in Norwegen jedoch besser. Die Kollegen sind kollegialer, der Staat kümmert sich mehr und die Landschaft ist sowieso viel schöner.
Du siehst, unterschiedliche Menschen geben Dir immer unterschiedliche Sichtweisen auf das Leben. Aus all diesen Dingen, die man bei den Gesprächen erfährt kann man sich das für einen selbst wichtige herausfiltern und dann eine eigene Meinung bilden.
Sprich mit Einheimischen
Ganz wichtiger Punkt. Oftmals erzählen die Menschen, die neu in ein Land gezogen sind, die Dinge durch einen rosaroten Filter. Sie haben ihr Ziel erreicht und sind dort wo sie hin wollten. Das ist bei den Einheimischen nicht der Fall. Sie erzählen Dir die Dinge ungeschminkt.
Ich habe sowohl bei den beruflichen Reisen als auch im Urlaub mit Norwegern gesprochen. Viele waren sehr freundlich und haben sich gerne mit mir über ihr Land unterhalten. Einige waren aber auch weniger angetan von unserer Idee nach Norwegen zu gehen. Teilweise wurden wir gefragt, was wir denn Arbeiten wollen und ob es in Deutschland nicht gut genug sei. In einem Einzelfall war das Gespräch auch wirklich von Hass auf die Deutschen geprägt. Denn auch damit musst Du rechnen: Als deutscher Staatsbürger bist Du nicht bei jedem in Deinem Urlaubsland gern gesehen. Das ist leider tatsächlich immer noch so. Dabei war es auch noch ein eher junger Mann, der mir gegenüber fremdenfeindlich auftrat.
Aus diesen Gesprächen kannst Du ziemlich gut heraushöhren, wo die Probleme in dem Land liegen. Denn eins ist klar, über Probleme mit Vater Staat reden die Menschen mehr als über die guten Dinge. Das ist in Norwegen nicht anders als in Deutschland.
Deine Arbeit
Was möchtest Du arbeiten und auch – wo möchtest Du arbeiten. Gibt es vielleicht schon Firmen, die Dir eher zusagen als andere. Hierfür ist es hilfreich auf eine der Internetseiten zur Arbeitsvermittlung zu gehen und einmal nachzusehen was es denn an offenen Stellen zu Deinem Beruf gibt. Ich habe auf diversen Seiten nach Positionen im technischen Bereich gesucht. Diese Seiten waren natürlich alle auf norwegisch und so konnte ich gleich meine Sprachkenntnisse etwas auffrischen.
Das Problem war allerdings, dass es in den Regionen, die wir uns zum Auswandern ausgesucht hatten, nur wenige Stellen für Softwareentwickler gab. Wenn ich ohne Einschränkung der Region gesucht habe, war auf jeden Fall eine Stelle zu finden. OK, also beruflich hätte es bei mir sicher geklappt, was war aber mit meiner Frau. Sie ist gelernte Rechtsanwalts- und Notargehilfin und mit norwegischem Recht kennt sie sich definitiv nicht aus. Eine Arbeitsstelle für sie wäre aber sicher gut gewesen, denn das hilft auch um soziale Kontakte zu knüpfen.
Also, schau nach ob es für Deinen Beruf in dem Land Deiner Wahl überhaupt Bedarf gibt. Denn wenn nicht, kannst Du das mit dem Auswandern eh knicken, da Du in den meisten Ländern nur willkommen bist, wenn Du auch für Deinen Lebensunterhalt sorgen kannst. Ist natürlich was ganz anderes falls Du Millionär sein solltest…
Die Sprache
Um überhaupt soziale Kontakte knüpfen zu können, ist es absolut notwendig, dass Du die Landessprache kannst. Du musst da nicht von Anfang an perfekt sein, aber mit der Zeit solltest Du sie beherrschen. Ich wäre in meinem Beruf sicherlich die erste Zeit auch mit Englisch über die Runden gekommen, aber letztendlich will man ja auch private Kontakte aufbauen.
Ich habe also in der Zeit, in der wir am überlegen waren auszuwandern, angefangen Norwegisch zu lernen. Das Dänische, Schwedische und Norwegische ist alles sehr ähnlich und viele Worte sind auch dem Deutschen sehr ähnlich oder halt ein Mischmasch zwischen Deutsch und Englisch. Das Lernen war nicht so schwierig, vieles konnte man sich herleiten. Also auf jeden Fall schon mal kein Grund nicht nach Skandinavien auszuwandern.
Was ganz anderes ist es wenn Du nach China, Japan, Thailand oder auch nur nach Island oder Finnland willst. Isländisch und Finnisch versteh ich nicht ein Wort wenn ich es lese. No Chance. Dabei sind die beiden Länder ja gar nicht so weit weg. Am einfachsten ist es natürlich wenn Du Dich für ein deutsch- oder englischsprachiges Land entscheidest. Da ist die Sprachbarriere definitiv am geringsten.
Also, Fazit, ohne Landessprache läuft nichts. Die musst Du lernen!
Mach eine Liste!
So, nun kommt der Punkt, warum wir noch immer in Deutschland wohnen. Wir haben eine Liste gemacht mit Dingen, die wir hier in Deutschland aufgeben müssten. Auf diese Liste kommt auch eine Spalte mit der Priorität, wie wichtig uns die einzelnen Dinge sind und eine Spalte mit der Möglichkeit im neuen Heimatland Ersatz zu finden. Auf diese Liste gehören materielle und immaterielle Dinge. Dazu gehören so Sachen wie das eigene Haus, der Lieblingsitaliener, Vereine, Bekannte, Freunde und Familie. Wenn es hier Dinge gibt, ohne die Du nicht leben kannst und die Du aber auch nicht mitnehmen kannst, dann solltest Du Dir das Auswandern gut überlegen. Bei uns war der entscheidende Punkt die Familie. Wir sind sehr familienorientierte Menschen und hätten unsere Eltern einfach nicht mit umsiedeln können. Das war für uns der Hauptgrund nicht auszuwandern.
Wenn Du bereits eine neue Firma in dem neuen Land gefunden hast, so finanzieren diese Firmen häufig auch den Umzug. Von einem Kollegen, der in die USA gezogen ist, weiß ich aber, dass diese Firmen oftmals nur einen Container bezahlen. Also musst Du eventuell auch noch viele Einrichtungsgegenstände zurücklassen.
Schreibe alle diese Dinge auf die Liste, wirklich alles, was Dir einfällt. Oftmals sind es nämlich gerade die Dinge, an die man nicht gedacht hat, die schließlich dazu führen, dass das Auswandern ins Urlaubsland scheitert.
Arbeiten wo andere Urlaub machen
Zum Schluß noch eine kleine Anekdote aus meiner Studienzeit. Ich hatte damals einen Professor, der sich nach seinem Studium mit dem Slogan “Arbeiten wo andere Urlaub machen” hat ködern lassen. Eine Firma hat ihn damit nach Spanien gelockt. Und tatsächlich hatte die Firma dort ihr Firmengebäude mit direktem Blick auf den Strand . Schöne Sache…. Während er also im Büro saß und zum Fenster rausschaute, lagen unten am Strand die Urlauber in der Sonne. Er hat die Firma nach kurzer Zeit wieder verlassen, denn tatsächlich musste er arbeiten, während die anderen Urlaub machten.
Alternativen
Heute gibt es ja auch einige Alternativen zum Auswandern. Ein Sabbatical zum Beispiel (auf Deutsch “Auszeit”) bietet Dir die Chance das Land Deiner Wahl für einen längeren Zeitraum zu erkunden. Viele Firmen bieten ihren Mitarbeitern heute so eine Auszeit an. Vielleicht findest Du ja während dieser Auszeit auch eine befristete Arbeit in dem Land Deiner Wahl.
Oder aber Du entscheidest Dich für den Lebensstil des VanLifes (auf Deutsch “Leben im Bulli”). Wenn Du auch vom Homeoffice arbeiten kannst, dann kannst Du heute dank des mobilen Internets eigentlich von überall arbeiten. Entweder besuchst Du mit Deinem mobilen Heim nur ein Land oder fährst sogar auf eine größere Reise und bleibst immer da, wo es Dir gefällt. Informationen zu dieser Art des Lebens findest Du zur Genüge im Internet.
Ich hoffe der Blogpost konnte Dir ein paar Entscheidungshilfen zum Auswandern geben. Falls Du Fragen oder Anregungen hast, dann schreib sie einfach in die Kommentare unter diesem Artikel oder schick uns eine Mail.
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