Dias digitalisieren – 10 Tips zu Ausrüstung und Bearbeitung
Neben einer ganzen Menge an alten Papierbildern habe ich auch noch diverse Dias in meinen Diamagazinen. Den Diaprojektor jedes mal aufstellen und die Leinwand ausfahren nur um dann festzustellen, dass von den 10000 Dias vielleicht so 100 es wert sind sich näher anzuschauen ist mit der Zeit lästig. Also warum nicht die Dias, die es wirklich wert sind einfach digitalisieren? Dabei stellt sich dann aber schnell heraus, dass Dias digitalisieren nicht ganz so einfach ist wie große Papierbilder zu digitalisieren. In diesem Blogbeitrag findest Du alles, was Du für das abfotografieren Deiner Dias benötigst.
Dias digitalisieren mit welcher Fotoausrüstung
Es mag die Möglichkeit geben, mit bestimmten Objektiv-Linsen auch mit einem Handy Dias zu digitalisieren, aber prinzipiell lässt sich sagen, dass das Handy bei dieser Arbeit nicht das richtige Werkzeug ist. Du solltest auf jeden Fall im Besitz einer Systemkamera mit Wechselobjektiv sein, um Deine Dias abzufotografieren. Was Du noch alles benötigst findest Du in hier in unserer Beschreibung
Kamera
Bei Deiner Kamera sollte es sich um eine System- oder Spiegelreflexkamera mit Wechselobjektiven handeln. Sie sollte über einen APS-C oder Vollformat Sensor verfügen, wobei der APS-C Sensor hierbei etwas vorteilhafter ist. Warum, das erkläre ich Dir ein paar Absätze weiter unten. Ich verwende eine Vollformat-Kamera für diese Aufgabe. Sie hat den Vorteil, dass sie eine sehr hohe Auflösung hat und somit selbst feinste Details auf dem Dia abbildet.
Ich nutze von Haus aus die Sony Alpha 7R3. Die Kamera ist schon einige Jahre alt, ist aber in den meisten Bereichen fotografischer Anwendungen immer noch absolut auf der Höhe der Zeit. Sie verfügt zudem über einen 42 Megapixel Vollformatsensor. DIe Kamera ist schon recht hochpreisig und wie gesagt, eine Kamera mit APS-C tut es auch. Als Alternative dazu zeige ich Dir hier auch noch die Sony Alpha 6000. Auch die ist schon etwas älter aber für den ambitionierten Amateur sehr gut.
Das Stativ
Dias sind einfach nur sehr schwer aus der freien Hand abzufotografieren. Wir werden sehen, dass es teilweise nötig ist, die Dias mit einer längeren Belichtungszeit abzufotografieren und spätestens dann ist ein Stativ unumgänglich. Das Stativ sollte möglichst stabil sein und über eine umsteckbare Mittelsäule verfügen. Das heißt die Mittelsäule muss auch von unten in das Stativ montiert werden können, damit die Kamera später direkt nach unten auf das Dia gerichtet werden kann. Ich nutze für alle Anwendungen, speziell auch draußen das Lion Rock 25 von Rollei. Das ist ein wirklich extrem robustes aber auch schweres Stativ. Teuer ist es noch dazu, aber Qualität hat halt ihren Preis.
Als Alternative dazu verlinke ich Die hier noch ein andres leichteres und günstigeres Stativ, das Lion Rock Traveler S, das die Aufgabe Dias digitalisieren genauso gut erledigt.
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Die Kamera wird dann mit dem Objektiv nach unten gerichtet montiert und damit wird dann das Dia abfotografiert.
Das Objektiv
Dem Objektiv kommt bei der Aufgabe Dias zu digitalisieren die wichtigste Aufgabe zu, nicht weil es vielleicht besonders scharf oder lichtstark sein muss, nein es geht hier beim abfotografieren der Dias eher um die Möglichkeit einen möglichst hohen Abbildungsmaßstab zu bekommen. Was bedeutet das?
Ein analoges Dia im Kleinbildformat hat die Maße von 24mm x 36mm und bei einer Kamera mit einem Sensor im Kleinbildformat hat der Sensor die gleiche Größe. Das heißt um das Dia komplett auf dem Fotosensor abzubilden braucht es ein Abbildungsverhältnis von 1:1.
So sieht das etwa aus, wobei die Figur das Dia mit einer Kantenhöhe von 24mm darstellt. Leider haben normale Objektive keinen solchen Abbildungsmaßstab. Dieser bewegt sich üblicherweise im Bereich unterhalb von 1:3 eher Richtung 1:5, je nach Objektiv.
Mit dem Faktor 1:3 wird bei einem 24mm x 36mm großem Dia nur 8mm x 12mm des digitalen Sensors belichtet. Somit wird der Sensor nur zu einem neuntel seiner eigentlichen Größe ausgenutzt und das Dia erscheint natürlich entsprechend klein in der Ansicht und die Auflösung ist ebenfalls um 1/9tel geringer.
Eine Lösung für höhere Abbildungsmaßstäbe sind sogenannte Macro-Objektive. Diese sind für hohe Vergrößerungen optimiert. Meist liegen die Objektive als Festbrennweite zwischen 50mm und 100mm vor. Aber warum teueres Geld ausgeben für ein Objektiv, das nur für das Dias digitalisieren genutzt wird.
Daher gibt es sogenannte Macro-Ringe, die an ein normales Objektiv geschraubt werden können und dafür sorgen, dass der Abbildungsmaßstab deutlich erhöht wird. Die folgenden Macro-Ringe nutze ich. Sie sind auf Sony angepasst und arbeiten weiterhin mit Autofocus. Die Ringe sind aber auch mit Anschlüssen anderer Hersteller erhältlich.
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Die MEIKE Adapter sind qualitativ recht hochwertig und unterstützen auch weiterhin den Autofokus des angeschlossenen Objektivs. Das Set besteht aus 2 Ringen, die einzeln oder auch beide hintereinander zwischen Objektiv und Kamera gesetzt werden können.
Wenn dann beide Macro-Ringe an der Kamera angeschraubt sind, sieht das ganze etwa so aus.
Macro Ringe verlängern daher die optische Achse des Objektives und sorgen dafür, dass die Schärfenebene, näher an das Objektiv heranrückt. Die Kamera kann daher näher an das zu fotografierende Objekt (Dia) herangeführt werden, was schließlich zu einem höheren Abbildungsmaßstab führt. Aber dieses Heranführen hat natürlich seine Grenzen.
Durch die Macro Ringe wird die Linse von der rote auf die schwarze Position verschoben und der Abbildungsmaßstab dadurch, in diesem Beispiel, von 1:3 auf 1:1 erhöht. Nun besteht so ein Objektiv natürlich nicht nur aus einer Linse, sonder aus vielen Linsengruppen. Ein Objektiv hat, je nach Anzahl der Linsen eine unterschiedliche Länge. Besonders lange Objektive habe daher das Problem, dass durch das verschieben der Linsen von rot zu schwarz, die vordere Kante des Objektivs über das zu fotografierende Objekt hinauswandert, wenn das Bild scharf gestellt werden soll.
Man spricht davon, dass die Schärfeneben dann im Objektiv liegt. Wenn das passiert, kann das Objekt, also das Dia nicht mehr scharf gestellt werden.
Je länger das Objektiv ist, desto wahrscheinlicher wird es passieren, dass durch die Nutzung von Macro-Ringen die Schärfenebene in das Objekt wandert. Darum sind für das Dias digitalisieren kurze Objektive besser geeignet als lange Objektive.
Ich fotografiere daher meine Dias immer mit einem kleinen nicht zu lichtstarken 35mm Objektiv.
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Das 35mm von Samyang ist kein Spitzenobjektiv und auch nicht besonders lichtstark. Das ist aber zum Dias digitalisieren auch gar nicht nötig, denn wir montieren die Kamera ja an einem Stativ. Es ist aber ein sogenanntes Pancake Objektiv, was heißt, dass es besonders klein und flach ist und das ist für diese Aufgabe viel wichtiger.
Im Vergleich dazu zeige ich Dir hier auch mal das gleiche Setup mit Macro-Ringen und mein 24-105mm Zoom Obejktiv. Wenn ich die Kombination verwende, dann liegt die Schärfenebene, wenn ich auf 1:1 abbilden möchte, bereits weit in meinem Objektiv.
Die Sensorgröße (APS-C)
So, jetzt kommen wir zu dem Vergleich APS-C zu Vollformat. Was ist nun besser. Also, der APS-C Sensor ist um den Faktor 1,5 kleiner als ein Vollformatsensor. Diese 1,5 sind der sogenannte Crop-Faktor. Dieser Crop-Faktor zieht einige Eigenschaften nach sich, die dem APS-C Sensor etwas mehr Vorteile beim Dias digitalisieren gegenüber dem Vollformatsensor verschaffen.
- APS-C Objektive sind kleiner. Somit wird es Dir auch viel seltener passieren, dass die Schärfenebene in das Objektiv wandert. Durch den kleineren Sensor sind einfach kompaktere Linsen möglich um Objekte auf dem Sensor abzubilden. Das ist hierbei ein nicht zu unterschätzender Vorteil
- Der Abbildungsmaßstab von 1:1 muss gar nicht erreicht werden.. Da der APS-C Sensor ja bereits um den Faktor 1,5 kleiner ist als ein Vollformatsensor reicht ja schon ein Abbildungsmaßstab von 1:1,5 aus um ein Kleinbild-Dia Formatfüllend auf dem APS-C Sensor abzubilden.
- Der Bereich der Schärfentiefe ist größer. Je kleiner der Sensor, desto größer ist der Bereich vor und hinter einem Objekt (hier das Dia) der noch scharf dargestellt wird. Das ist bei so nahen Aufnahmen ein sehr großer Vorteil und erhöht sich noch, wenn das Objektiv abgeblendet wird.
Allerdings gibt es auch einen Nachteil. Die meisten APS-C Sensoren haben eine maximale Auflösung von 24 Megapixeln. Der Vollformatsensor der Sony Alpha 7R3 arbeitet mit 42 Megapixeln. Daher ist es bei dem Volformatsensor auch nicht zwingend nötig, dass Kleinbild-Dia komplett formatfüllend auf dem Sensor abzubilden.
Allgemein ist es aber so, dass ein APS-C Sensor zum Dias digitalisieren deutlich mehr Vorteile aufweist als ein Vollformatsensor.
Das Leuchtpult
So ein Dia ist ja ein sogenanntes Durchlichtmedium. Also brauchst Du irgendwas, was Licht durch das Dia schmeißt, damit Du Dir das Dia überhaupt ansehen kannst. Papierbilder dagegen sind Auflichtmedien, also sie schmeißen Licht zurück, das auf sie trifft.
Für Dias gibt es da normalerweise den alten Diaprojektor mit dem die Bilder auf eine Leinwand projeziert werden. Das ist aber für das Abfotografieren eher hinderlich, auch deshalb, da bei jeder Vergrößerung Schärfe und Kontrast verringert werden. Also gibt es ja schon viel länger, aus der Zeit der Dunkelkammer, die Leuchtpulte, mit denen sich Dias und Negative mit einer Lupe genauer ansehen lassen.
Ich habe 2 Leuchtpulte. Ein altes, noch mit Leuchtstoffröhren und Milchglas ausgerüstetes und ein neues mit LED-Technik. Während das alte mit den Leuchtstoffröhren noch gut ist um sich darauf Dias unter der Lupe anzusehen, ist das neue mit LED Technik auch zum Dias digitalisieren geeignet. Die Ausleuchtung mit LEDs ist einfach homogener als die Leuchtstoffröhren hinter dem Milchglas.
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Das Leuchtpult von Kaiser besitzt eine sehr gute homogene Ausleuchtung der gesamten Fläche. Allerdings ist es nicht sehr leuchtstark. Das ist beim Dias digitalisieren aber nicht zwingend nötig, da mit der Nutzung eines Stativs auch längere Belichtungszeiten an der Kamera eingestellt werden können
Maske aus schwarzer Pappe
Wenn das Dia einfach so auf dem Leuchtpult liegt und die Kamera darüber angebracht ist, kommt sehr viel Streulicht vom Leuchtpult auch über das Objektiv auf den Bildsensor. Das führt dazu, dass das Bild milchig erscheint und am Rand ergeben sich Farbsäume und andere Störungen. Diese Art von Streulicht muss also unbedingt vermieden werden. Um Streulicht auszuschließen habe ich mir aus schwarzer Buchbinderpappe eine Maske gebaut, die nur einen Ausschnitt für das Dia offen lässt. Der Rest des Leuchtpultes wird damit verdeckt.
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Die Buchbinderpappe lässt sich mit einem guten Cuttermesser sehr gut schneiden. Sie ist stabil und mit den 2mm Dicke bleibt sie auch lange plan, was sehr wichtig ist, da sich die Dias doch ab und zu mal wölben.
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Und falls Du kein Cuttermesser zu Hause hast, hier das Messer, das ich für alle Fotoarbeiten nutze. Ist stabil, liegt gut in der Hand und lässt sich zusammenklappen, daher ist es auch richtig sicher.
Dias digitalisieren, welche Einstellungen
Wenn alles vorbereitet ist, dann kann es zum eigentlichen Abfotografieren der Dias gehen. Vor dem Prozess sollten alle Arten von Streulicht durch Lampen, Fenster usw. ausgeschlossen werden. Die glänzende Oberfläche der Dias reflektiert sonst die Lichtstrahlen.
Ich arbeite immer mit einer komplett manuellen Belichtung, Blende und Empfindlichkeit. Den ISO Wert stelle ich so niedrig ein wie es geht, bei meiner Kamera sind das ISO 50. Die Blende schließe ich auf 8 – 11 um die Schärfentiefe zu erhöhen. Das ist notwendig, da Dias sich wölben und somit auch unscharfe Regionen entstehen können. Die Belichtungszeit passe ich dann entsprechend an, dass das Bild zwischen -0,3 – 0 EV erscheint. Sony Kameras kommen mit unterbelichteten Fotos besser zurecht, daher der Wert.
Und dann wird die Kamera auf Zeitauslöser gestellt, so dass durch das Auslösen mittels Auslöseknopf keine Verwacklungen passieren. Den Auslösetimer stelle ich auf 5 Sekunden. Eine genaue Anleitung wie das ganze funktioniert findest Du auch in dem folgenden YouTube Video:
Die Nachbearbeitung
Die Nachbearbeitung geht mehr oder weniger genauso von statten wie beim Abfotografieren von Papierbildern. Die SD Karte kommt in den Rechner und dann wird ganz normal Belichtung und Farbverschiebung angepasst. Hierzu habe ich bereits einige andere Blogbeiträge verfasst und darauf verlinke ich jetzt einfach mal, das Rad muss man nicht immer wieder neu erfunden werden.
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